Jahresrückblick 2023

Schweizer Koproduktionen omnipräsent

19.12.2023

Die Schweiz kann Koproduzieren – und wie! Das zeigt ein Blick zurück auf die Erfolge des Schweizer Filmjahrs 2023. Koproduktionen aus der Schweiz glänzen an zahlreichen internationalen Top-Festivals und sind in Kinos rund um den Globus zu sehen. Auch neue Namen von Schweizer Kurzfilmschaffenden sorgen international für Aufsehen: Neun Kurzfilme qualifizieren sich für das Oscar-Rennen. Wir blicken zurück auf Schweizer Festival-Highlights, Filme und Talente.

 

Basil Eidenbenz, Luna Wedler und Produzentin Katrin Renz an der Premiere von INGEBORG BACHMANN in Berlin
Basil Eidenbenz, Luna Wedler und Produzentin Katrin Renz an der Premiere von INGEBORG BACHMANN in Berlin
Morgane Frund & Kantarama Gahigiri zeigen Kurzfilme an der Berlinale
Morgane Frund & Kantarama Gahigiri zeigen Kurzfilme an der Berlinale
Jenna Hasse mit dem Team von L'AMOUR DU MONDE an der Berlinale
Jenna Hasse mit dem Team von L'AMOUR DU MONDE an der Berlinale
Kayije Kagame ist Schweizer Shooting Star in Berlin (Foto: EFP)
Kayije Kagame ist Schweizer Shooting Star in Berlin (Foto: EFP)
Basil Da Cunha mit dem Team von MANGA D'TERRA in Locarno (Foto: LFF)
Basil Da Cunha mit dem Team von MANGA D'TERRA in Locarno (Foto: LFF)
LE THÉORÈME DE MARGUERITE: Aline Schmid, Ella Rumpf und Adrian Blaser in Cannes
LE THÉORÈME DE MARGUERITE: Aline Schmid, Ella Rumpf und Adrian Blaser in Cannes
Maxime Rappaz mit cast und crew von LAISSEZ-MOI in Cannes
Maxime Rappaz mit cast und crew von LAISSEZ-MOI in Cannes
Peter Mettler erhält in Leipzig die Goldene Taube (Foto: DOK Leipzig)
Peter Mettler erhält in Leipzig die Goldene Taube (Foto: DOK Leipzig)

Am Sundance Film Festival machen mit DER MOLCHKONGRESS (Regie Matthias Sahli, Immanuel Esser) und PIPES (Regie: Jessica Meier, Kilian Feusi, Sujanth Ravichandran) in der Short Film Competition zwei Kurzfilme aus den Schweizer Filmschulen ZHdK und HSLU – Design und Kunst den Auftakt ins Festivaljahr. Am renommierten Kurzfilmfestival von Clermont-Ferrand laufen kurz darauf gleich zwölf Schweizer Filme im Programm, unter anderem FAIRPLAY von Zoel Aeschbacher, der einen Spezialpreis der Jury erhält.

An der Berlinale feiern die Kurzfilme OURS von Morgane Frund und TERRA MATER von Kantarama Gahigiri sowie der Animationsfilm TÜMPEL von Lena von Döhren und Eva Rust ihre Premieren. BEEN THERE von Corina Schwingruber Ilić und EVER SINCE, I HAVE BEEN FLYING von Aylin Gökmen werden für TIFF Shortcuts selektioniert – um hier nur ein paar wenige der vielen Kurzfilmproduktionen mit eindrücklichen Festivalpräsenzen zu nennen.

Wie erfolgreich das Schweizer Kurzfilmjahr ist, zeigt sich auch in den zahlreichen Nominationen und Preisen für Schweizer Kurzfilme: Mit EURIDICE, EURIDICE von Lora Mure-Ravaud, LES SILENCIEUX von Basile Vuillemin sowie dem Animationsfilm MIRACASAS von Raphaëlle Stolz stehen drei Schweizer Kurzfilme in der Vorauswahl für die französischen César-Preise. FLORES DEL OTRO PATIO von Jorge Cadena war für die European Film Awards nominiert. Eine Rekordzahl von neun Kurzfilmen aus der Schweiz qualifizierte sich für die Academy Awards und ist im Rennen um einen Platz auf der Shortlist (Bekanntgabe am 21. 12.). Darunter THE FUSE von Kevin Haefelin, der bereits auf der Shortlist der britischen BAFTA Awards stand und mit einem Gotham Award im Rahmen des Student Short Film Showcase ausgezeichnet wurde.

Schweizer Koproduktionen an A-Festivals von Berlin bis Tallinn

Das Schweizer Filmschaffen ist 2023 rund um die Welt an den wichtigsten internationalen Festivals präsent. Bemerkenswert: An den A-Festivals glänzen in den Wettbewerben zahlreiche Schweizer Koproduktionen mit hochkarätiger internationaler Besetzung.

Im Wettbewerb der Berlinale eifern zwei Schweizer Koproduktionen um einen Bären, beide von renommierten europäischen Regiegrössen: INGEBORG BACHMANN – REISE IN DIE WÜSTE von Margarethe von Trotta und LE GRAND CHARIOT des Franzosen Philippe Garrel (FR/CH). Jenna Hasses Spielfilmdebut L'AMOUR DU MONDE läuft im Wettbewerb Kplus, wo er eine Lobende Erwähnung der Jury erhält. Der Film schliesst das Jahr mit einer Nomination für den European Young Audience Award ab.

Mit mehreren Koproduktionen ist die Schweiz auch am Filmfestival von Cannes vertreten: die Weltpremiere von Alice Rohrwachers LA CHIMERA (IT/FR/CH) läuft im Wettbewerb, in der Official Selection ausserdem LE THÉORÈME DE MARGUERITE von Anna Novion (FR/CH) mit der Schweizer Schauspielerin Ella Rumpf. Dank ihrer Hauptrolle wird sie von der französischen Académie des César für die «Révélations 2024» – die vielversprechendsten Schauspieltalente – ausgewählt.

Für die schweizerisch-georgische Koproduktion BLACKBIRD BLACKBIRD BLACKBERRY von Elene Naveriani beginnt mit der Premiere in der Quinzaine des Cinéastes eine bemerkenswerte Festivalkarriere mit Stationen u.a. in Karlovy Vary, Melbourne, London, Chicago, Thessaloniki und Busan. Der Film kann ausserdem in rund 10 Territorien verkauft werden.

In der ACID Cannes präsentiert Maxime Rappaz seinen ersten langen Spielfilm LAISSEZ-MOI (CH/FR/BE), der mehrere internationale Festivalpreise einheimst und u.a. nach Japan, Taiwan, Südkorea und Brasilien verkauft wird.

Von den fast 40 Schweizer Filmen am Locarno Film Festival, feiern zwei im internationalen Wettbewerb ihre Weltpremiere: MANGA D'TERRA von Basil Da Cunha (CH) und die Koproduktion NUIT OBSCURE – AU REVOIR ICI, N'IMPORTE OÙ von Sylvain George (FR/CH). Mit Hugues Hariches RIVIÈRE (CH) und Katharina Lüdins UND DASS MAN OHNE TÄUSCHUNG ZU LEBEN VERMAG (DE/CH) laufen zwei Spielfilmdebuts im Wettbewerb Cineasti del presente. Der Schweizer Regisseur Frédéric Mermoud präsentiert die Weltpremiere von LA VOIE ROYALE (FR/CH) auf der Piazza Grande.

Kurz darauf zeigt das Filmfestival von Venedig die Weltpremieren von sechs hochkarätigen Schweizer Koproduktionen, zwei davon im Hauptwettbewerb: LUBO des Italieners Giorgio Diritti (IT/CH) und DIE THEORIE VON ALLEM des deutschen Regisseurs Timm Kröger (DE/AT/CH). In der Sektion Giornate degli Autori feiert SIDONIE AU JAPON von Élise Girard (FR/DE/CH/JP) seine Uraufführung, INVELLE von Simone Massi (IT/CH) läuft im Orizzonti Wettbewerb. Die Schweizer Illustratorin und VR-Künstlerin Zoe Roellin zeigt ihren 17-minütigen VR-Animationsfilm PERENNIALS im Wettbewerb Venice Immersive.

Das Spielfilmdebüt Film RETOUR EN ALEXANDRIE von Tamer Ruggli (CH/FR/QA) mit dem libanesischen Star Nadine Labaki und der französischen Diva Fanny Ardant, feiert seine Weltpremiere am ZFF und läuft in Saudi-Arabien am Red Sea Film Festival.

Und auch an einem der letzten A-Festival des Jahres, dem PÖFF Tallinn Black Nights Film Festival, sind mit WHITE FLAG von Batbayar Chogsom (CH/MN/JP) und BODY ODYSSEY von Grazia Tricarico (IT/CH) zwei Schweizer Koproduktionen als Weltpremieren zu sehen.

Dokfilme: Visitenkarte des Schweizer Films

Einmal mehr zeichnen sich Schweizer Dokumentarfilme mit eindrücklichen Festivalkarrieren und internationalen Preisen aus. Im Januar erhält FÜR IMMER SONNTAG von Steven Vit (CH) den Publikumspreis für Dokumentarfilm am Filmfestival Max Ophüls Preis Saarbrücken. Nach der Weltpremiere von Lisa Gerigs DIE ANHÖRUNG (CH) am CPH:DOX in Kopenhagen läuft der Film auch im Programm «The Changing Face of Europe» der European Film Promotion am Hot Docs Festival in Toronto und schafft es in die Dokumentarfilm-Selektion der European Film Awards.

An den Visions du Réel in Nyon feiert Peter Mettler mit seinem filmischen Tagebuch WHILE THE GREEN GRASS GROWS (CH/CA) Premiere und wird mit dem Grand Prix des Internationalen Wettbewerbs ausgezeichnet. Es folgen im Herbst die Goldene Taube des Festivals DOK Leipzig – wo Mettler mit einer Hommage geehrt wird – sowie der Grand Prix des RIDM in Montreal.

Ebenfalls in Nyon haben DREAMERS von Stéphanie Barbey und Luc Peter (CH/DE) und ANTIER NOCHE von Alberto Martín Menacho (CH/ES) ihre Premieren. Letzterer läuft im September auch am Festival von San Sebastian. CHIENNE DE ROUGE von Yamina Zoutat (CH/FR) startet in Paris am Cinéma du Réel und erhält später am Dokumentarfilmfestival Documenta Madrid den Publikumspreis.

SAY GOD BYE von Thomas Imbach (CH) wird am Filmfestival von Karlovy Vary uraufgeführt und GOD IS A WOMAN von Andres Peyrot (FR/CH) eröffnet die Settimana Internazionale della critica in Venedig.

Das IDFA zeigt insgesamt sechs Schweizer Dokumentarfilme, unter anderem die Weltpremiere von Karim Sayads Dokumentarfilm 2G sowie die internationale Premiere von Piet Baumgartners THE DRIVEN ONES (CH) sowie FACING DARKNESS von Jean-Gabriel Périot (FR/CH/DE), nach Festivalstationen in Karlovy Vary, Sarajevo und Sao Paulo. Auf Vorschlag von SWISS FILMS nehmen die Filmschaffenden Elena Avdija und Benjamin Bucher am Talentprogramm IDFAcademy teil.

POLISH PRAYERS von Hanka Nobis (CH/PL) und PLAY WITH THE DEVIL von Olivier Joliat und Matthias Willi (CH) sowie zwei Schweizer Kurzdokfilme erhalten mit der Teilnahme am DOC NYC, dem grössten US-Dokumentarfilmfestival, eine grosse Plattform.

Schweizer Filmprogramme und Talente auf der internationalen Bühne

SWISS FILMS kuratiert in Zusammenarbeit mit Filminstitutionen auf der ganzen Welt Programme zum Schweizer Filmschaffen. 2023 liegt der Fokus auf Nord- und Südamerika. So ist im Frühling, gleichzeitig mit dem US-Kinostart von Ursula Meiers neustem Film LA LIGNE (CH/FR/BE) in New York ein Programm mit Filmen der erfolgreichen Schweizer Regisseurin zu entdecken. Mit Verkäufen in über 20 Territorien profiliert sich LA LIGNE als Schweizer Exportschlager, darunter Länderverkäufe nach Indonesien, Südkorea, China und Brasillien.

Im November ist die Schweiz Gastland des Festivals Cinemania in Montreal, dem wichtigsten nordamerikanischen Festival für den frankophonen Film. Im umfangreichen Programm sind unter anderem die Kanadapremieren von Anna Luifs LES HISTOIRES D'AMOUR DE LIV S. (CH) und der Schweizer Oscar-Eingabe FOUDRE von Carmen Jaquier (CH) zu sehen. Bundespräsident Alain Berset unterzeichnet in Montreal ein neues Abkommen, welches die Koproduktionsbedingungen zwischen der Schweiz und Kanada regelt.

2023 werden bemerkenswert viele Schweizer Talente für internationale Programme selektioniert: Die Genfer Schauspielerin Kayije Kagame steht im Rampenlicht der Berlinale, wo sie als «European Shooting Star» ausgezeichnet wird. Der Zürcher Regisseur Kim Allamand wird mit seinem Kurzfilm HEART FRUIT von der European Film Promotion für die Teilnahme am Programm Future Frames – Generation NEXT of European Cinema am Festival in Karlovy Vary ausgewählt. Vier Produzent:innen aus der Schweiz nehmen am Rotterdam Lab teil und drei Schweizer Filmschaffende werden für das Programm Berlinale Talents selektioniert. Die Editorin Selin Dettwiler erhält im Oktober für OURS den Förderpreis Schnitt des Edimotion Festivals.

Schweizer Serien nehmen international Fahrt auf

Um die internationale Sichtbarkeit von Serien aus der Schweiz zu stärken, präsentiert SWISS FILMS gemeinsam mit der SRG SSR Schweizer Serienprojekte am Berlinale Series Market, am Festival Series Mania in Lille sowie am MIA International Audiovisual Market in Rom.

Von den 2023 vorgestellten Projekten aus allen Landesteilen befinden sich die ersten bereits in Auswertung und laufen in der Schweiz auf der SRG-Streamingplattform Play Suisse: Unter anderem die Tessiner Krimi-Serie ALTER EGO, die von Amka Films Productions für RSI Radiotelevisione svizzera koproduziert wurde. Die Freundschaftssaga LES INDOCILES (THE FIREBRANDS) ist eine Koproduktion von Box Productions mit der belgischen Produktionsfirma Entre Chien et Loup für RTS Radio Télévision Suisse.

Die historische Spionage-Serie DAVOS 1917 mit dem Schweizer «Sisi»-Star Dominique Devenport setzt als teuerste Schweizer Serienproduktion neue Massstäbe. Die schweizerisch-deutsche Koproduktion von Contrast Film Zürich mit Letterbox Filmproduktion Hamburg für SRF und ARD Degeto, wird in der Primetime des Weihnachtsprogramm in der Schweiz und Deutschland erstmals ausgestrahlt.

SWISS FILMS ist die Promotionsagentur des Schweizer Films. Mit Beratungen, Unterstützungsmassnahmen und publizistischen Leistungen verstärkt SWISS FILMS im Auftrag des Bundesamtes für Kultur die internationale Präsenz des Schweizer Filmschaffens.