Talking to Ivan Madeo
Der Produzent von Contrast Film über die Produktion von Serienhits
27.02.2025
Nach dem grossen Erfolg der historischen Spionageserie DAVOS 1917 lanciert Contrast Film mit GAME OVER – DER FALL DER CREDIT SUISSE einen zeitgenössischen Stoff als 4-teilige Dokuserie und als Kinodok – erneut mit internationalem Potenzial.
Wie habt ihr euch diesem Stoff angenähert?
GAME OVER – DER FALL DER CREDIT SUISSE ist eine einmalige Kooperation, bei der wir unsere Produktionskompetenz mit dem journalistischen Know-how des Medienhauses Tamedia und dem künstlerischen Talent von Regisseur Simon Helbling verbinden konnten. Dank dieser Zusammenarbeit konnten wir eine investigative Dokumentation über ein Schweizer Thema mit internationaler Strahlkraft realisieren. Eine Doku über die Firmenkultur einer Schweizer Grossbank, die zu den grössten der Welt gehörte, als systemrelevant galt und vor ihrem Niedergang die Welt um ein Haar in eine Wirtschaftskrise gestürzt hat. Oft sind wir uns in der Schweiz dieser internationalen Dimension gar nicht bewusst.
GAME OVER startet am 27. März 2025 in einer Kinofassung in Schweizer Kinos. Zwei Monate später geht die Serienfassung on stream. (Damit bedienen wir verschiedene Zielgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen für denselben spannenden Stoff. Dies sowohl in der Schweiz als auch im Ausland
War es schwierig, einen politisch brisanten Stoff nach so kurzer Zeit dokumentarisch umzusetzen?
Die Credit Suisse hat jahrelang, jahrzehntelang Druck auf die Schweizer Politik, auf die Medien, auf die Wirtschaft ausgeübt. Man kann sich also vorstellen, welcher Druck bei einer Produktionsfirma wie unserer lastet, die so ein Thema filmisch aufarbeitet.
Die Serie wird mit einem Schweizer Medienunternehmen produziert, ist das ein Novum?
Dass man mit einem Medienhaus inhaltlich so eng kooperiert, wie wir es getan haben, ist für Filmschaffende in der Tat ungewohnt. Aber bei einem investigativen Film über die Finanzindustrie ist es ein grosses Geschenk, wenn man sich auf einen Experten wie Wirtschaftsjournalist Arthur Rutishauser und sein internationales Recherchedesk verlassen kann. Das hat die Faktenklärung und die Zugänglichkeit der Protagonisten auf ein ganz anderes Niveau gehoben. Derweil konnten wir uns als Filmschaffende auf künstlerische Fragen wie Figuren, Dramaturgie und Umsetzung konzentrieren.
Und mit GOLD habt ihr eine weitere Serie mit einem expliziten Schweizer Bezug in Entwicklung.
Bei Contrast Film haben wir schon immer auf Schweizer Stoffe mit internationalem Appeal gesetzt. Ob Serien wie DAVOS 1917 oder GAME OVER, Spielfilme wie DER KREIS oder kreative Dokumentarfilme wie STRAY BODIES: Bei der Themenwahl ist und bleibt unser Blick sehr weltoffen.
Unsere fiktionale Serie GOLD von den Drehbuchautoren Christian Wehrlin und Pascal Glatz ist ein Thriller, der im Milieu der internationalen Goldindustrie angesiedelt ist. Die Schweiz raffiniert 70 Prozent allen Goldes, das weltweit abgebaut wird. Mit dieser Serie haben wir am European Writers Club teilgenommen und sie war am Geneva International Film Festival ein Gewinnerprojekt der Suissimage- und SSA-Förderung für das Schreiben von Serien.
Sind weitere Serienprojekte geplant?
Ja, und deren Vielfalt macht besonders Spass: Wir haben mehrere fiktionale Serien, ein paar Dokuserien und eine Animationsserie in Planung.
Haben sich die Produktionsbedingungen für Serien in den letzten Jahren in der Schweiz verändert?
Die Produktionsbedingungen haben sich sehr stark verändert: In den letzten Jahren haben sich der nationale und internationale Markt zunehmend aufgeteilt in sehr hochwertigen und sehr kostengünstigen Content. Dazwischen gibt’s wenig, was funktioniert. Beim günstigen Content hat die Hochpreisinsel Schweiz ihre hinlänglich bekannten Schwierigkeiten.
Beim hochwertigen Content liegt die Herausforderung darin, dass nationale Sender ein nationales Publikum anpeilen und gleichzeitig heutige Sehgewohnheiten erfüllen wollen, die aber von internationalen Produktionen geprägt werden. Für diese Produktionsqualität fehlt oft das Geld. Im Vergleich dazu wollen internationale Streamer lokale Themen anbieten, die zumeist nur lokale Teams bedienen können, denen aber vielfach der internationale Produktionsanspruch fehlt. In dieser Gemengelage die richtigen Projekte zu finden und sie so hochwertig zu realisieren, dass sie alle zufriedenstellen, von den Sendepartnern bis zu den Endkonsument:innen, ist eine Challenge. Aber eine spannende!