Berlinale 2022
Rekordverdächtiger Jahrgang mit zwei Schweizer Wettbewerbsfilmen
25.01.2022
Das Schweizer Filmschaffen erwartet mit insgesamt 11 Filmen im Programm der 72. Berlinale (10.-16. Februar 2022) eine der vielversprechendsten Ausgaben der letzten Jahre. Mit Ursula Meiers neuem Film LA LIGNE und Michael Kochs DRII WINTER feiern gleich zwei Schweizer Filme im Wettbewerb ihre Weltpremiere. Je zwei Schweizer Produktionen sind in den Wettbewerbssektionen Encounters und Generation zu sehen; je eine im Panorama sowie in Forum Expanded. Die Schweizer Schauspielerin Souheila Yacoub wird als Shooting Star der European Film Promotion ausgezeichnet.
Für Regisseurin Ursula Meier ist LA LIGNE (THE LINE) bereits der zweite Film, den sie im Wettbewerb der Berlinale präsentiert. 2012 gewann sie mit SISTER den Silbernen Bären. LA LIGNE ist eine schweizerisch-französisch-belgische Koproduktion der Genfer Produktionsfirma Bandita Films mit Les films de Pierre und Les Films du Fleuve. Wie schon für SISTER hat Ursula Meier mit der renommierten Kamerafrau Agnès Godard zusammengearbeitet. World Sales ist Memento Films International, Paris. In den Hauptrollen zu sehen sind Stéphanie Blanchoud, Valeria Bruni Tedeschi und Elli Spagnolo.
DRII WINTER (A PIECE OF SKY) ist nach MARIJA (2016) der zweite lange Spielfilm von Michael Koch. Er erzählt eine ungewöhnliche Liebesgeschichte aus einem Schweizer Bergdorf, die mit Laiendarsteller:innen aus der Region gedreht wurde. DRII WINTER ist seit Jahrzehnten der erste Schweizerdeutsch gesprochene Spielfilm, der im Wettbewerb der Berlinale läuft. Hugofilm hat den Film mit der deutschen Pandora Film Produktion koproduziert. Die Weltrechte liegen bei New Europe Film Sales.
Ebenfalls im Wettbewerb läuft Ulrich Seidls neuer Film RIMINI (Österreich, Frankreich, Deutschland), der in Zusammenarbeit mit der Genfer Firma Bord Cadre Films (Dan Wechsler) entstand.
Encounters mit zwei Schweizer Weltpremieren
Cyril Schäublins Spielfilm UNRUEH (UNREST) ist eine von zwei Schweizer Produktionen in der kompetitiven Sektion Encounters. Der Film spielt im Uhrenfabrik- und Anarchistenmilieu im Jura Ende des 19. Jahrhunderts. Produktionsfirma ist Seeland Filmproduktion (Linda Vogel), die Weltrechte liegen beim Pariser World Sales Alpha Violet.
Der essayistische Dokumentarfilm À VENDREDI, ROBINSON von Mitra Farahani ist eine Koproduktion zwischen Frankreich, Libanon, Iran und der Schweiz. Koproduziert wurde sie von Casa Azul Films (Fabrice Aragno).
Im Panorama läuft der Coming-of-Age Film CALCINCULO der italienischen Regisseurin Chiara Bellosi. Es ist nach PALAZZO DI GIUSTIZIA bereits ihre zweite italienisch-schweizerische Koproduktion mit Tempesta Film. Schweizer Koproduzentin ist tellfilm (Katrin Renz).
Im Wettbewerb für ein junges Publikum, Generation 14plus, läuft der Kurzfilm LA FIÈVRE von Matias Carlier (THE FEVER). Der kurze Animationsfilm LA REINE DES RENARDS (THE QUEEN OF THE FOXES) von Marina Rosset läuft im Wettbewerb Kplus.
Im unabhängigen Forum Expanded Programm für experimentelle Formate ist die Weltpremiere von DIVA des Künstlers Nicolas Cilins zu sehen.
Godard und Goretta
Die Sektion Berlinale Classics Special präsentiert die Weltpremiere der von der Cinémathèque suisse digital restaurierten Fassung von Jean-Luc Godard’s Film NOTRE MUSIQUE von 2004 (Vega Film, Ruth Waldburger). Im Rahmen der Hommage an die französische Schauspielerin Isabelle Huppert sind ausserdem Godards Film SAUVE QUI PEUT (LA VIE) von 1980 sowie der Schweizer Klassiker LA DENTELLIÈRE von Claude Goretta (1976) wiederzuentdecken.
Wer die Filmikone Godard auf immersive Art erfahren will: Das Haus der Kulturen der Welt und die Berlinale präsentieren SENTIMENTS, SIGNES, PASSIONS – eine räumliche Interpretation von Jean-Luc Godards filmischen Oeuvre LE LIVRE D’IMAGE. Die Ausstellung wurde von Fabrice Aragno, Kameramann und Produzent des Werkes, in Abstimmung mit dem Regisseur kuratiert.
Ein Schweizer Shooting Star und Berlinale Talents
Die Schweizer Schauspielerin Souheila Yacoub ist eine von 10 European Shooting Stars, die am 14. Februar im Berlinale Palast von der European Film Promotion ausgezeichnet werden.
Die internationale Networking-Plattform Berlinale Talents, bietet Nachwuchstalenten aus allen Sparten die Gelegenheit, neue Projekte vorzustellen und sich mit Branchenvertreter:innen zu vernetzen. Schweizer Teilnehmende sind der in Deutschland lebende Regisseur Florian Hoffmann (ARLETTE. MUT IST EIN MUSKEL) und die in den Niederlanden ansässige Regisseurin und Produzentin Naomi Pacifique (AFTER A ROOM).
Marktaktivitäten mit Schweizer Beteiligung
SWISS FILMS ist mit einem virtuellen Stand am gänzlich online stattfindenden European Film Market EFM vertreten. Am Berlinale Co-Production Market (12.-16. Februar) werden 34 Spielfilmprojekte aus 32 Ländern präsentiert und online mit potenziellen Koproduktions- und Finanzierungspartnern aus der ganzen Welt vernetzt. Aus der Schweiz ist das Projekt LAS CORRIENTES der Regisseurin Milagros Mumenthaler, produziert von Alina films, selektioniert.
Fünf Schweizer Produzent:innen erhalten durch die Unterstützung vom Bundesamt für Kultur (BAK), in Zusammenarbeit mit SWISS FILMS als Besucher:Innen Zugang zum Co-Production Market: Emilie Moore (Adok Films), Magdalena Welter (Lomotion Film), Philipp Ritler (Dynamic Frame), Sophia Rubischung (Dschoint Ventschr Filmproduktion) sowie Véronique Vergari (Luna Films). Das BAK präsentiert im Rahmen dieser Kollaboration mit dem EFM die Schweiz als attraktives Koproduktionsland.
Um die Marktchancen von Schweizer Filmen im Ausland zu stärken, fördert das BAK die Teilnahme von Schweizer Filmen an internationalen Filmfestivals. SWISS FILMS ist mit der Umsetzung dieser Fördermassnahme beauftragt.