Schweizer Film als Wirtschaftsfaktor
22.04.2003
In Bern wurde am Dienstag 12. September 2000 die vom Verein Zürich für den Film und von Fonction Cinéma, Genf initiierte Studie «Schweizer Filmbranche und Filmförderung: Volkswirtschaftliche Bedeutung und europäischer Vergleich» der Öffentlichkeit vorgestellt. Basierend auf umfangreichen Erhebungen gibt die vorliegende wissenschaftliche Arbeit erstmals umfassend Aufschluss über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Filmbranche in der Schweiz.
Im Zentrum der Studie, welche von Heinz Rütter und Vinciane Vouets der Firma Rütter + Partner, Rüschlikon erstellt wurde, stand die Ermittlung der Bruttoproduktion, Bruttowertschöpfung und Beschäftigung der Filmbranche mit ihren einzelnen Teilbereichen. Diese umfassen insbesondere den freien Film und den Auftragsfilm, Filmverleih und Videogrosshandel, Kino und filmbezogene Aktivitäten von Fernsehen und Kabelnetzunternehmen. Weitere Schwerpunkte der Studie bilden die Film- und Filmkulturförderung und ein Vergleich ausgewählter Aspekte der Schweizer Filmwirtschaft mit anderen Ländern.
Die gesamte Schweizer Filmbranche erwirtschaftete im Jahre 1998 mit rund 1’300 Unternehmen und 4’700 Beschäftigten (Vollzeitäquivalente) eine Bruttoproduktion von 1.3 Mrd.Fr. und eine Bruttowertschöpfung von 530 Mio.Fr. Zusätzlich werden durch die Filmbranche über indirekte Wirkungen in der übrigen Volkswirtschaft eine Bruttowertschöpfung von 285 Mio.Fr. und rund weitere 2'400 Arbeitsplätze induziert.
Seitens der öffentlichen Haushalte (Bund, Kantone, Gemeinden) erhält die Filmbranche rund 30 Mio.Fr. Fördergelder. Schätzungsweise 75 Mio.Fr. fliessen jedoch als Mehrwert-, Billett-, Unternehmens- und Einkommenssteuern an den Staat zurück. Per Saldo erhält die öffentliche Hand rund das Zweieinhalbfache ihrer Fördergelder zurück. Im europäischen Vergleich zeichnet sich die Schweiz durch ein ausserordentlich breites Filmangebot sowie durch eine überdurchschnittliche Versorgung mit Kinos aus.
Zum ersten Mal wird die Filmbranche als Ganzes mit ihren Teilbereichen analysiert und beschrieben. Damit bildet die Studie eine wichtige Daten- und Informationsbasis für die Filmbranche und für die Gestaltung der künftigen Filmpolitik.
Die Studie kann in Deutsch oder Französisch zum Preis von CHF 35.- zuzüglich Versandkosten bestellt werden bei:
Verein Zürich für den Film, Fax 01 / 271 33 50, zuerifilm@access.ch oder
Fonction Cinéma, Fax 022 / 329 68 02, fcinema@worldcom.ch
Auskünfte in deutscher Sprache:
Heinz Rütter, Projektleitung, Rütter + Partner – concert research, Telefon 01 / 724 27 70, info@ruetter.ch
Martin Rengel, Präsident Verein Zürich für den Film, Telefon 01 / 273 45 30, zuerifilm@access.ch
ERGEBNISSE AUF EINEN BLICK
Die Schweizer Filmbranche erwirtschaftete 1998 mit rund 1’300 Unternehmen und 4’700 Beschäftigten (Vollzeitäquivalente) eine Bruttoproduktion von 1.3 Mrd.Fr. und eine Bruttowertschöpfung von 530 Mio.Fr. Zusätzlich werden durch die Filmbranche über indirekte Wirkungen in der übrigen Volkswirtschaft eine Bruttowertschöpfung von 285 Mio.Fr. und rund weitere 2'400 Arbeitsplätze induziert.
Die Filmproduktion und die filmbezogenen Anteile des Fernsehens und der Kabelnetzunternehmen sind wertschöpfungsmässig die wichtigsten Teilbereiche der Filmbranche: von der gesamten Bruttowertschöpfung (inkl. Subventionen) sind 135 Mio.Fr. (24%) auf die Filmproduktion, 125 Mio.Fr. (22%) auf die filmbezogenen Aktivitäten des Fernsehens und 120 Mio.Fr. (21%) auf die Kabelnetzunternehmen zurückzuführen.
Beschäftigungmässig sind die Filmproduktion und die Kinos die wichtigsten Teilbereiche der Filmbranche: von den 4’700 Arbeitsplätzen (Vollzeitäquivalente) entfallen rund 1’150 auf die Filmproduktion und 1’070 auf Kinos, 860 auf das Fernsehen, 750 auf den Bereich «Verkauf und Vermietung von Videos», 490 auf die Kabelnetzunternehmen, 210 auf den Bereich «Filmverleih, Videoprogrammanbieter und –grosshandel» sowie 170 auf die übrigen Bereiche.
Die Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten liegt mit 113'000 Fr. leicht unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt. Es sind jedoch grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Teilbereichen zu beobachten.
Innerhalb des Teilbereichs der Filmproduktion entfallen 18% der Bruttowertschöpfung auf die freie Filmproduktion, 47% auf die Auftragsfilmproduktion und 35% auf filmtechnische Unternehmen.
Der Schweizer Filmbranche fliessen jährlich rund 50 Mio.Fr. an öffentlichen und privaten Fördergeldern zu. Mit einem Beitrag von je rund 50% an die Bruttoproduktion ist die Film- und Filmkulturförderung vor allem für die freie Filmproduktion sowie für die Festivals von existentieller Bedeutung.
Ein beachtlicher Anteil der von der Filmbranche erarbeiteten Wertschöpfung fliesst als Lohneinkommen den privaten Haushalten zu. Den Lohnzahlungen im Umfang von 400 Mio.Fr. stehen Ausgaben der privaten Haushalte für Kinoeintritte, Videomiete oder -kauf, Fernsehempfangs- und Kabelnetzgebühren (filmbezogener Anteil) im Umfang von 850 Mio. Fr. bzw. 120 Fr. pro Einwohner gegenüber.
Seitens der öffentlichen Haushalte (Bund, Kantone, Gemeinden) erhält die Filmbranche rund 30 Mio.Fr. Fördergelder. Schätzungsweise 75 Mio.Fr. fliessen jedoch als Mehrwert-, Billett-, Unternehmens- und Einkommenssteuern an den Staat zurück. Per Saldo erhält die öffentliche Hand rund das Zweieinhalbfache ihrer Fördergelder zurück.
Im europäischen Vergleich zeichnet sich die Schweiz durch ein ausserordentlich breites Filmangebot sowie durch eine überdurchschnittliche Versorgung mit Kinos aus. Die Bevölkerung der Schweiz geht überdurchschnittlich häufig ins Kino (jährlich 2.2 Kinobesuche pro Einwohner). Allerdings ist der Auslastungsgrad der Kinos relativ niedrig, die Besucherzahlen stagnieren und der Eintrittspreis ist verhältnismässig hoch.
ERSTE STELLUNGNAHMEN:
WERTSCHÖPFUNG DURCH DIE FILMWIRTSCHAFT - MEHRWERT FÜR DIE KULTUR
Stellungnahme von Lucie Bader, Präsidentin Cinésuisse Vision 2002
Die vorliegende Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der Schweizer Filmbranche ist ein Meilenstein in der Geschichte der Filmwirtschaft unseres Landes. Die Daten ergeben eine interessante und wichtige Informationsgrundlage zur audiovisuellen Landschaft der Schweiz sowie über den wirtschaftlichen Stellenwert und die Verflechtungen innerhalb der Branche. Darauf basierend können bedeutende kulturpolitische Massnahmen wie die Filmförderung fundierter diskutiert werden.
Aus der Vielzahl der aufschlussreichen Feststellungen will ich nur auf drei kurz hinweisen:
1. Laut den Erkenntnissen der Studie erhält die Filmbranche jährlich rund 30 Mio. Fr. Fördergelder aus öffentlichen Haushalten (S. 15). Gleichzeitig fliessen rund 75 Mio. Fr. über Steuern wieder an die öffentliche Hand zurück. Der Film ist für die öffentliche Hand also in doppelter Hinsicht ein gutes Geschäft: Die Audiovision liefert weltweit Bilder unseres Alltags, unserer Lebensweise, Gesellschaft und Kultur und erbringt damit für unser Land wichtige kulturelle Leistungen. Und sie muss dafür nicht einmal bezahlt werden, sondern sie wirft auch in finanzieller Hinsicht mehr ab, als an Fördermitteln darin investiert wurde. Noch gar nicht mitberücksichtigt sind dabei die geistigen und materiellen Gestaltungsbeiträge, welche die Kultur im allgemeinen und die Filmkultur im besonderen für die Wirtschaft erbringen. Die Wirkung der Filmförderung geht folgedessen weit über die wirtschaftliche Dimension hinaus. Ihre kultur- und gesellschaftspolitische Bedeutung ist als sehr wichtig einzuschätzen.
2. Die Filmproduktion ist sehr arbeitsteilig und arbeitsintensiv. Mehr als andere Sektoren in der audiovisuellen Branche. Aber es besteht in den einzelnen Funktionen nur eine geringe Kontinuität (S. 56). So gibt es zwar eine enorme Zahl von Produktionsfirmen, die aber durchschnittlich höchstens alle zwei Jahre einen Film produzieren. Die betrieblichen Strukturen sind also bestimmt nicht ausgelastet. Die zur Zeit versuchsweise durchgeführte erfolgsabhängige Filmförderung, die im neuen Filmgesetz definitiv verankert werden soll, zielt auf eine Verbesserung dieser Situation durch die Bereitstellung von Investitionshilfen für erfolgreiche Produktionsfirmen.
3. Die Schweiz war in der Vergangenheit sehr aktiv und sehr erfolgreich im Bereich der internationalen Koproduktionen. Das hat selbstverständlich damit zu tun, dass unsere Nachbarländer gemeinsame Sprachen mit der Schweiz haben. Allerdings verlieren wir auch auf diesem Gebiet zunehmend den Anschluss. Die Fördermittel für die Spielfilmproduktion sind in der Schweiz im Vergleich zu den übrigen europäischen Staaten sehr gering (S. 139). Koproduktionen sind nur möglich, wenn in einem beteiligten Land wenigstens 20% des Produktionskosten aufgebracht werden können. Um eine internationale Produktion massgeblich beeinflussen zu können, sind in der Regel mindestens 40% erforderlich. Derartige Beteiligungen sind aus der Schweiz heraus auch bei mittleren Produktionsbudgets (4-6 Mio. Fr.) kaum je möglich. Die Produktionen mit schweizerischer Beteiligung sind daher, so weit sie überhaupt noch stattfinden, zunehmend fremdbestimmt.
Da die Studie eine Momentaufnahme aus dem Jahre 1998 ist, erlaubt sie keinen Vergleich auf der Zeitachse. Angaben zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Dynamik der Branche, die sich aufgrund des technologischen Wandels sehr rasch verändert, wären aber wünschbar. Das neue Filmgesetz wird die gesetzlichen Grundlagen für die Erhebung statistischer Daten im Filmbereich schaffen. Es ist zu hoffen, dass das Parlament auch diesen Teil der Totalrevision gutheisst. Damit wäre die Erfassung filmwirtschaftlicher Daten in den kommenden Jahren gesichert, und die vorliegende Studie wäre so etwas wie der Referenzpunkt für die zukünftigen Untersuchungen.
SCHWEIZER FILM ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR
Eine erste Stellungnahme von Marc Wehrlin, Leiter der Sektion Film im Bundesamt für Kultur
Wir haben lange auf diese Studie gewartet und nun ist sie da. Ich bin darüber sehr erfreut. Ich bin froh, dass sie da ist, weil sie ein ausgezeichnetes Instrument ist, den Schweizer Film als Wirtschaftsfaktor zu thematisieren und sachlich als solchen wahrzunehmen. Ich finde die Studie nicht deshalb wertvoll, weil sie Zahlen liefert – die Studie gibt diesbezüglich selber an, dass es sich bei den Zahlen um Momentaufnahmen handelt, die zum Teil grösseren Schwankungen unterstehen. Ich erkenne den Wert der Studie vor allem darin, dass sie die Themen setzt und die Faktoren festlegt, nach welchen wir zu fragen haben, wenn wir der wirtschaftlichen Bedeutung des Films in der Schweiz nachgehen wollen.
Damit will ich nicht die Zahlen als solche relativieren. Das Zahlenmaterial ist bemerkenswert, das Rütter + Partner erarbeitet haben – angesichts der spärlichen Datenlage die der Film in der Schweiz zu bieten hat. Sie wissen, wie sehr wir unter der lückenhaften Datenlage leiden, wie sehr wir für eine wirkungsvolle Kulturpolitik auf sie angewiesen wären. Auch die Kulturpolitik braucht Wirtschaftsdaten.
Froh bin ich auch über die Ehrlichkeit der Studie. Sie versucht nicht, den Film wirtschaftlich hinaufzuspielen. Z.B. ist den Umwegrentabilitäten eine zurückhaltende Sicht zugrundegelegt worden. Die Studie ist kein blosses Promotionsinstrument geworden, sondern ein Sachinstrument, und deshalb für die Promotion «unserer Sache» besonders geeignet und wertvoll.
Ich will die Studie im Einzelnen hier nicht kommentieren und greife nur zwei Kernsätze heraus, die es wert sind, über diesen Tag hinaus im Bewusstsein haften zu bleiben:
Die Filmproduktion leistet mit 24% den grössten Anteil an der Bruttowertschöpfung.
Die öffentliche Hand erhält mehr Geld zurück als sie einschiesst.
Die Filmförderung ist somit äusserst rentabel. Nicht nur kulturell, auch wirtschaftlich
Dass sie kulturelle Mehrwerte schafft, wussten wir schon immer. Nun können wir es auch bezüglich der Auswirkungen auf die schweizerische Volkswirtschaft belegen.
Die gesamte Schweizer Filmbranche erwirtschaftete im Jahre 1998 mit rund 1’300 Unternehmen und 4’700 Beschäftigten (Vollzeitäquivalente) eine Bruttoproduktion von 1.3 Mrd.Fr. und eine Bruttowertschöpfung von 530 Mio.Fr. Zusätzlich werden durch die Filmbranche über indirekte Wirkungen in der übrigen Volkswirtschaft eine Bruttowertschöpfung von 285 Mio.Fr. und rund weitere 2'400 Arbeitsplätze induziert.
Seitens der öffentlichen Haushalte (Bund, Kantone, Gemeinden) erhält die Filmbranche rund 30 Mio.Fr. Fördergelder. Schätzungsweise 75 Mio.Fr. fliessen jedoch als Mehrwert-, Billett-, Unternehmens- und Einkommenssteuern an den Staat zurück. Per Saldo erhält die öffentliche Hand rund das Zweieinhalbfache ihrer Fördergelder zurück. Im europäischen Vergleich zeichnet sich die Schweiz durch ein ausserordentlich breites Filmangebot sowie durch eine überdurchschnittliche Versorgung mit Kinos aus.
Zum ersten Mal wird die Filmbranche als Ganzes mit ihren Teilbereichen analysiert und beschrieben. Damit bildet die Studie eine wichtige Daten- und Informationsbasis für die Filmbranche und für die Gestaltung der künftigen Filmpolitik.
Die Studie kann in Deutsch oder Französisch zum Preis von CHF 35.- zuzüglich Versandkosten bestellt werden bei:
Verein Zürich für den Film, Fax 01 / 271 33 50, zuerifilm@access.ch oder
Fonction Cinéma, Fax 022 / 329 68 02, fcinema@worldcom.ch
Auskünfte in deutscher Sprache:
Heinz Rütter, Projektleitung, Rütter + Partner – concert research, Telefon 01 / 724 27 70, info@ruetter.ch
Martin Rengel, Präsident Verein Zürich für den Film, Telefon 01 / 273 45 30, zuerifilm@access.ch
ERGEBNISSE AUF EINEN BLICK
Die Schweizer Filmbranche erwirtschaftete 1998 mit rund 1’300 Unternehmen und 4’700 Beschäftigten (Vollzeitäquivalente) eine Bruttoproduktion von 1.3 Mrd.Fr. und eine Bruttowertschöpfung von 530 Mio.Fr. Zusätzlich werden durch die Filmbranche über indirekte Wirkungen in der übrigen Volkswirtschaft eine Bruttowertschöpfung von 285 Mio.Fr. und rund weitere 2'400 Arbeitsplätze induziert.
Die Filmproduktion und die filmbezogenen Anteile des Fernsehens und der Kabelnetzunternehmen sind wertschöpfungsmässig die wichtigsten Teilbereiche der Filmbranche: von der gesamten Bruttowertschöpfung (inkl. Subventionen) sind 135 Mio.Fr. (24%) auf die Filmproduktion, 125 Mio.Fr. (22%) auf die filmbezogenen Aktivitäten des Fernsehens und 120 Mio.Fr. (21%) auf die Kabelnetzunternehmen zurückzuführen.
Beschäftigungmässig sind die Filmproduktion und die Kinos die wichtigsten Teilbereiche der Filmbranche: von den 4’700 Arbeitsplätzen (Vollzeitäquivalente) entfallen rund 1’150 auf die Filmproduktion und 1’070 auf Kinos, 860 auf das Fernsehen, 750 auf den Bereich «Verkauf und Vermietung von Videos», 490 auf die Kabelnetzunternehmen, 210 auf den Bereich «Filmverleih, Videoprogrammanbieter und –grosshandel» sowie 170 auf die übrigen Bereiche.
Die Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten liegt mit 113'000 Fr. leicht unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt. Es sind jedoch grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Teilbereichen zu beobachten.
Innerhalb des Teilbereichs der Filmproduktion entfallen 18% der Bruttowertschöpfung auf die freie Filmproduktion, 47% auf die Auftragsfilmproduktion und 35% auf filmtechnische Unternehmen.
Der Schweizer Filmbranche fliessen jährlich rund 50 Mio.Fr. an öffentlichen und privaten Fördergeldern zu. Mit einem Beitrag von je rund 50% an die Bruttoproduktion ist die Film- und Filmkulturförderung vor allem für die freie Filmproduktion sowie für die Festivals von existentieller Bedeutung.
Ein beachtlicher Anteil der von der Filmbranche erarbeiteten Wertschöpfung fliesst als Lohneinkommen den privaten Haushalten zu. Den Lohnzahlungen im Umfang von 400 Mio.Fr. stehen Ausgaben der privaten Haushalte für Kinoeintritte, Videomiete oder -kauf, Fernsehempfangs- und Kabelnetzgebühren (filmbezogener Anteil) im Umfang von 850 Mio. Fr. bzw. 120 Fr. pro Einwohner gegenüber.
Seitens der öffentlichen Haushalte (Bund, Kantone, Gemeinden) erhält die Filmbranche rund 30 Mio.Fr. Fördergelder. Schätzungsweise 75 Mio.Fr. fliessen jedoch als Mehrwert-, Billett-, Unternehmens- und Einkommenssteuern an den Staat zurück. Per Saldo erhält die öffentliche Hand rund das Zweieinhalbfache ihrer Fördergelder zurück.
Im europäischen Vergleich zeichnet sich die Schweiz durch ein ausserordentlich breites Filmangebot sowie durch eine überdurchschnittliche Versorgung mit Kinos aus. Die Bevölkerung der Schweiz geht überdurchschnittlich häufig ins Kino (jährlich 2.2 Kinobesuche pro Einwohner). Allerdings ist der Auslastungsgrad der Kinos relativ niedrig, die Besucherzahlen stagnieren und der Eintrittspreis ist verhältnismässig hoch.
ERSTE STELLUNGNAHMEN:
WERTSCHÖPFUNG DURCH DIE FILMWIRTSCHAFT - MEHRWERT FÜR DIE KULTUR
Stellungnahme von Lucie Bader, Präsidentin Cinésuisse Vision 2002
Die vorliegende Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der Schweizer Filmbranche ist ein Meilenstein in der Geschichte der Filmwirtschaft unseres Landes. Die Daten ergeben eine interessante und wichtige Informationsgrundlage zur audiovisuellen Landschaft der Schweiz sowie über den wirtschaftlichen Stellenwert und die Verflechtungen innerhalb der Branche. Darauf basierend können bedeutende kulturpolitische Massnahmen wie die Filmförderung fundierter diskutiert werden.
Aus der Vielzahl der aufschlussreichen Feststellungen will ich nur auf drei kurz hinweisen:
1. Laut den Erkenntnissen der Studie erhält die Filmbranche jährlich rund 30 Mio. Fr. Fördergelder aus öffentlichen Haushalten (S. 15). Gleichzeitig fliessen rund 75 Mio. Fr. über Steuern wieder an die öffentliche Hand zurück. Der Film ist für die öffentliche Hand also in doppelter Hinsicht ein gutes Geschäft: Die Audiovision liefert weltweit Bilder unseres Alltags, unserer Lebensweise, Gesellschaft und Kultur und erbringt damit für unser Land wichtige kulturelle Leistungen. Und sie muss dafür nicht einmal bezahlt werden, sondern sie wirft auch in finanzieller Hinsicht mehr ab, als an Fördermitteln darin investiert wurde. Noch gar nicht mitberücksichtigt sind dabei die geistigen und materiellen Gestaltungsbeiträge, welche die Kultur im allgemeinen und die Filmkultur im besonderen für die Wirtschaft erbringen. Die Wirkung der Filmförderung geht folgedessen weit über die wirtschaftliche Dimension hinaus. Ihre kultur- und gesellschaftspolitische Bedeutung ist als sehr wichtig einzuschätzen.
2. Die Filmproduktion ist sehr arbeitsteilig und arbeitsintensiv. Mehr als andere Sektoren in der audiovisuellen Branche. Aber es besteht in den einzelnen Funktionen nur eine geringe Kontinuität (S. 56). So gibt es zwar eine enorme Zahl von Produktionsfirmen, die aber durchschnittlich höchstens alle zwei Jahre einen Film produzieren. Die betrieblichen Strukturen sind also bestimmt nicht ausgelastet. Die zur Zeit versuchsweise durchgeführte erfolgsabhängige Filmförderung, die im neuen Filmgesetz definitiv verankert werden soll, zielt auf eine Verbesserung dieser Situation durch die Bereitstellung von Investitionshilfen für erfolgreiche Produktionsfirmen.
3. Die Schweiz war in der Vergangenheit sehr aktiv und sehr erfolgreich im Bereich der internationalen Koproduktionen. Das hat selbstverständlich damit zu tun, dass unsere Nachbarländer gemeinsame Sprachen mit der Schweiz haben. Allerdings verlieren wir auch auf diesem Gebiet zunehmend den Anschluss. Die Fördermittel für die Spielfilmproduktion sind in der Schweiz im Vergleich zu den übrigen europäischen Staaten sehr gering (S. 139). Koproduktionen sind nur möglich, wenn in einem beteiligten Land wenigstens 20% des Produktionskosten aufgebracht werden können. Um eine internationale Produktion massgeblich beeinflussen zu können, sind in der Regel mindestens 40% erforderlich. Derartige Beteiligungen sind aus der Schweiz heraus auch bei mittleren Produktionsbudgets (4-6 Mio. Fr.) kaum je möglich. Die Produktionen mit schweizerischer Beteiligung sind daher, so weit sie überhaupt noch stattfinden, zunehmend fremdbestimmt.
Da die Studie eine Momentaufnahme aus dem Jahre 1998 ist, erlaubt sie keinen Vergleich auf der Zeitachse. Angaben zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Dynamik der Branche, die sich aufgrund des technologischen Wandels sehr rasch verändert, wären aber wünschbar. Das neue Filmgesetz wird die gesetzlichen Grundlagen für die Erhebung statistischer Daten im Filmbereich schaffen. Es ist zu hoffen, dass das Parlament auch diesen Teil der Totalrevision gutheisst. Damit wäre die Erfassung filmwirtschaftlicher Daten in den kommenden Jahren gesichert, und die vorliegende Studie wäre so etwas wie der Referenzpunkt für die zukünftigen Untersuchungen.
SCHWEIZER FILM ALS WIRTSCHAFTSFAKTOR
Eine erste Stellungnahme von Marc Wehrlin, Leiter der Sektion Film im Bundesamt für Kultur
Wir haben lange auf diese Studie gewartet und nun ist sie da. Ich bin darüber sehr erfreut. Ich bin froh, dass sie da ist, weil sie ein ausgezeichnetes Instrument ist, den Schweizer Film als Wirtschaftsfaktor zu thematisieren und sachlich als solchen wahrzunehmen. Ich finde die Studie nicht deshalb wertvoll, weil sie Zahlen liefert – die Studie gibt diesbezüglich selber an, dass es sich bei den Zahlen um Momentaufnahmen handelt, die zum Teil grösseren Schwankungen unterstehen. Ich erkenne den Wert der Studie vor allem darin, dass sie die Themen setzt und die Faktoren festlegt, nach welchen wir zu fragen haben, wenn wir der wirtschaftlichen Bedeutung des Films in der Schweiz nachgehen wollen.
Damit will ich nicht die Zahlen als solche relativieren. Das Zahlenmaterial ist bemerkenswert, das Rütter + Partner erarbeitet haben – angesichts der spärlichen Datenlage die der Film in der Schweiz zu bieten hat. Sie wissen, wie sehr wir unter der lückenhaften Datenlage leiden, wie sehr wir für eine wirkungsvolle Kulturpolitik auf sie angewiesen wären. Auch die Kulturpolitik braucht Wirtschaftsdaten.
Froh bin ich auch über die Ehrlichkeit der Studie. Sie versucht nicht, den Film wirtschaftlich hinaufzuspielen. Z.B. ist den Umwegrentabilitäten eine zurückhaltende Sicht zugrundegelegt worden. Die Studie ist kein blosses Promotionsinstrument geworden, sondern ein Sachinstrument, und deshalb für die Promotion «unserer Sache» besonders geeignet und wertvoll.
Ich will die Studie im Einzelnen hier nicht kommentieren und greife nur zwei Kernsätze heraus, die es wert sind, über diesen Tag hinaus im Bewusstsein haften zu bleiben:
Die Filmproduktion leistet mit 24% den grössten Anteil an der Bruttowertschöpfung.
Die öffentliche Hand erhält mehr Geld zurück als sie einschiesst.
Die Filmförderung ist somit äusserst rentabel. Nicht nur kulturell, auch wirtschaftlich
Dass sie kulturelle Mehrwerte schafft, wussten wir schon immer. Nun können wir es auch bezüglich der Auswirkungen auf die schweizerische Volkswirtschaft belegen.