Paris ehrt Alain Tanner einen Monat lang

04.12.2008

Die Cinémathèque Française in Paris widmet Alain Tanner – dem bekanntesten Vertreter des Neuen Schweizer Films der 1960er- und 1970er-Jahre – vom 14. Januar bis 15. Februar 2009 eine grosse Retrospektive. Das in Partnerschaft mit SWISS FILMS erstellte Programm umfasst 25 Filme. Der Genfer Cineast, der in einem Jahr 80 Jahre alt wird, nimmt persönlich an verschiedenen, seinem Werk gewidmeten Gesprächsrunden teil, an welchen auch einige seiner engsten Weggefährten – der Produzent Paulo Branco, der Essayist Bernard Comment, der Schriftsteller Antonio Tabucchi und die Schauspielerin Myriam Mézières – anwesend sein werden.
Zwischen „Charles mort ou vif“, den die Semaine de la critique in Cannes im Jahr 1969 entdeckte und den das Filmfestival in Locarno im gleichen Jahr mit dem Goldenen Leoparden auszeichnete, und seinem letzten Film „Paul s’en va“ (2003) hat Alain Tanner ein filmisches Werk geschaffen, welches ihn und den Schweizer Film weit über die Grenzen bekannt werden liess. Die in der Cinémathèque Française organisierte Retrospektive wird vom Historiker und Geograph Frédéric Bas betreut, der das Nachwort in Tanners Buch „Ciné-mélanges“ (Seuil 2007) und die Einführung in das von SWISS FILMS erstellte Ciné-Portrait verfasst hat. Vom Bild des Autors als „süss-bitteren Depositar der Utopien von 1968“, wie es in den Filmen „La Salamandre“ (1971) und „Jonas qui aura 25 ans en l’an 2000“ (1976) aufscheint, distanziert sich Bas. Tanners Werk werde damit zu sehr auf grosse Themen der politischen Zeit reduziert. Er sieht in Tanner einen „Cineasten der Materie und des Verlangens, nicht des Diskurses und der Ideen“.



Unter dem Motto „Parlons cinéma“ findet am 16. Januar ein Gespräch zwischen Alain Tanner und seinem langjährigen Koproduzenten Paulo Branco (Gemini Films) statt. Am 17. Januar, im Anschluss an die Vorführung des Dokumentarfilms „Alain Tanner, pas comme ci, comme ça“ von Pierre Maillard (2007) gibt Alain Tanner eine „Leçon de cinéma“, welche von Cinémathèque-Direktor Serge Toubiana und Frédéric Bas moderiert wird. Die Sängerin, Tänzerin, Schauspielerin und Drehbuchautorin Myriam Mezières kommt am 24. Januar nach der Vorführung von „Une flamme dans mon coeur“ (1986) auf ihre Zusammenarbeit und die Filme mit Tanner zurück, welche zu den umstrittensten seines Werkes gehören. Zum Abschluss der Reihe trifft Alain Tanner am 15. Februar im Anschluss an die Vorführung von „Requiem“ (1997) den Essayisten, Romanautor und Übersetzer Bernard Comment sowie den italienischen Schriftsteller Antonio Tabucchi zu einer weiteren Gesprächsrunde.
Die Cinémathèque Suisse übernimmt die Retrospektive in Lausanne ab 5. März 2009.



Alain Tanner Portrait



Zürich/Genf, 4. Dezember 2008
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