Beyond the Screen

Der preisgekrönte Editor Kaya Inan über langjährige Arbeitsbeziehungen und seine neuesten Filme

30.09.2024

Kaya Inan entdeckte die Filmwelt zuerst vor der Kamera. Seit rund 15 Jahren macht er sich im Schnittraum einen Namen. Mit dem Spielfilm WHEN WE WERE SISTERS zeigt der Editor zurzeit am Zurich Film Festival eine seiner neuesten Arbeiten.

"WHEN WE WERE SISTERS" feiert am 6. Oktober seine Weltpremiere am Zurich Film Festival. Wie ist die Zusammenarbeit mit der Regisseurin Lisa Brühlmann zustande gekommen?

Produzent Reto Schärli von Zodiac Pictures hat mich Lisa vorgestellt. Wir haben uns über das Drehbuch und die Figuren unterhalten und uns danach entschieden, zusammenzuarbeiten. WHEN WE WERE SISTERS ist meine dritte Zusammenarbeit mit Zodiac Pictures. PAPA MOLL von Manuel Hendry Flury war der erste Film, den ich für Zodiac montiert habe, 2020 folgte Bettina Oberlis WANDA, MEIN WUNDER.

Wie war dein Einstieg ins Filmbusiness?

Ich bin durch einen Zufall beim Film gelandet. 2002 gab es in einer Zeitung einen Casting-Aufruf für einen Kinofilm, für den sich mein Nachbar beworben hat. Ich fand das eine flotte Sache, habe mich auch beworben und wurde zum Casting eingeladen. Schliesslich habe ich eine Rolle in der Komödie ACHTUNG, FERTIG, CHARLIE erhalten, den Reto Schärli und Lukas Hobi von Zodiac Pictures produziert haben. Mit ihnen verbindet mich also schon eine über 20-jährige Zusammenarbeit, die vor der Kamera begann und nun hinter die Kamera gewandert ist.

Damals habe ich ausserdem zwei meiner engsten Freunde aus der Filmbranche kennen gelernt: Michael Koch und Nicolas Steiner. Mit Nicolas hatte ich das Glück, an einigen Film zusammenzuarbeiten, unter anderem für die Dokumentarfilme KAMPF DER KÖNIGINNEN oder ABOVE AND BELOW.

Wie würdest du deinen Stil der Zusammenarbeit bezeichnen?

Diese Frage können die Regisseur:innen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, besser beantworten. Aber ich glaube, ich arbeite so, wie ich durch das Leben gehe: mit offenen Ohren und Augen und möglichst ohne Vorurteile. So wird man immer wieder überrascht.

Du arbeitest momentan an "SIE GLAUBEN AN ENGEL, HERR DROWAK?" Brauchte es viel Überzeugung für das Projekt?

Nein – gar nicht! mit Regisseur Nicolas Steiner verbindet mich wie erwähnt eine lange Freundschaft und kreative Zusammenarbeit.

An welchen Projekten arbeitest du gerade?

Zurzeit schneide ich den neuen Film des deutschen Regisseurs Thomas Stuber, DER FROSCH UND DAS WASSER. Mit ihm arbeite ich auch schon seit einigen Jahren zusammen. Unsere Zusammenarbeit begann 2018 mit IN DEN GÄNGEN und führte zu HAUSEN, DIE STILLEN TRABANTEN und SPUK UNTERM RIESENRAD.

Wie fällst du deine Entscheidungen für Projektangebote?

Das Drehbuch und die/der Regisseur/in sind für mich die wichtigsten Faktoren. Wenn mein Bauchgefühl gut ist, bin ich dabei.

Ist Editing ein Einzelsport oder kannst du dir vorstellen, im Team einen Film zu editieren?

Ich hatte bereits zweimal die Gelegenheit im Team zu arbeiten. Einmal bei der Serie HAUSEN und dann bei DIE STILLEN TRABANTEN. An beiden Projekten habe ich mit Julia Kovalenko zusammengearbeitet, einer ehemaligen Kommilitonin aus der Zeit an der Filmakademie Ludwigsburg. Diese Zusammenarbeit war sehr lehrreich und inspirierend. Neben ihrem handwerklichen Knowhow, von dem ich profitieren konnte, waren auch die inhaltlichen Gespräche über die Arbeit sehr wertvoll. Ich empfand die Teamarbeit als sehr erdende Erfahrung. Man muss seine eigenen Eitelkeiten ablegen und bei der Sache bleiben. Das tut sehr gut.

Welche deiner vielen Schnittarbeiten hat einen Ehrenplatz in deinem Herzen?

Alle! In jedem Film steckt sehr viel Herzblut und Schweiss. Deshalb sind mir alle Filme gleich wichtig – egal was für einen Weg ein Film beschreitet.

Gibt es etwas, was du heute anders machst als noch zu Beginn deiner Kariere?

Ich kann inzwischen meine Kräfte besser einteilen. Aber ansonsten finde ich es wichtig, an jeden Film so «jungfräulich» wie möglich zu gehen; möglichst alles vergessen, was man bis dahin wusste, und sich voll und ganz auf das Material einzulassen. Ich bin überzeugt, dass jeder Film im Material zu finden ist, man muss sich nur auf diese Reise einlassen.

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