Academy Awards 2026
Drei Spielfilme in der Vorauswahl für die Schweizer Oscar®-Eingabe
06.08.2025
Die vom Bundesamt für Kultur (BAK) beauftragte Auswahlkommission hat HELDIN von Petra Volpe, LA CACHE von Lionel Baier und HANAMI von Denise Fernandes in die Vorauswahl aufgenommen. Am 12. August kommuniziert das BAK den definitiven Entscheid, welcher der drei Filme als offizieller Schweizer Beitrag ins Oscar®-Rennen geht.
Eine siebenköpfige Auswahlkommission mit Vertreter:innen aus verschiedenen Bereichen der Schweizer Filmindustrie entscheidet seit letztem Jahr in einem zweistufigen Verfahren, welcher Film für die Kategorie «International Feature Film» bei den 98. Academy Awards eingereicht wird.
Von den sieben eingereichten Filmen hat die Kommission HELDIN, LA CACHE und HANAMI in die Vorauswahl für die letzte Runde ausgewählt. Zusätzlich wurden auch BAGGER DRAMA von Piet Baumgartner, SAUVAGES von Claude Barras, FRIEDAS FALL von Maria Brendle und LES COURAGEUX von Jasmin Gordon eingereicht. In einer zweiten Sitzung wird sich die Kommission definitiv für einen Film entscheiden, der am 12. August bekanntgegeben wird.
HELDIN: ein durch und durch fesselndes Drama
Der Film der Schweizer Regisseurin Petra Volpe feierte im Februar 2025 an der Berlinale als Special Gala seine Weltpremiere. In der Hauptrolle spielt Leonie Benesch die mitfühlende Pflegefachfrau Floria, deren hektische Spätschicht wegen Personalmangel zu einem Rennen gegen die Zeit wird. HELDIN rückt den Fachkräftemangel in der Pflege ins Zentrum und ist eine packende Hommage an ein systemrelevantes, aber wenig wertgeschätztes Berufsbild.
In der Schweiz hielt sich der Film über Wochen in den Top 10 der Kinocharts und avancierte zu einem Grosserfolg im deutschsprachigen Raum mit mehr als 600'000 Kinobesucher:innen. Der dänische Weltvertrieb Trust Nordisk hat den Film bisher in über 25 Territorien verkauft. Seit Anfang August läuft HELDIN in Grossbritannien und Irland im Kino, weitere Kinostarts in Frankreich, Italien und Spanien folgen ab Herbst.
HELDIN ist ein schweizerisch-deutsche Koproduktion von Zodiac Pictures in Zürich (Reto Schaerli, Lukas Hobi), MMC Zodiac GmbH in Köln sowie SRF Schweizer Radio und Fernsehen und SRG SSR. Petra Volpe arbeitet seit Jahren erfolgreich als Regisseurin und Drehbuchautorin in den USA und Europa. Ihr Spielfilm DIE GÖTTLICHE ORDNUNG wurde 2017 von der Schweiz für die Oscars eingereicht. Mitte 2025 hat Petra Volpe ihr englischsprachiges Debüt FRANK & LOUIS abgedreht. Beide Filme wurden ebenfalls von Zodiac Pictures produziert.
Die deutsche Schauspielerin Leonie Benesch ist durch ihre Rollen in den Oscar nominierten Filmen DAS LEHRERZIMMER oder SEPTEMBER 5 international bekannt. Kamerafrau Judith Kaufmann, die schon mehrfach mit Petra Volpe zusammengearbeitet hat, wurde für HELDIN mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet.
HELDIN läuft am Locarno Film Festival im Panorama Suisse (11. August, 11 Uhr, Palexpo FEVI).
LA CACHE: politisch und verspielt
Lionel Baiers Film LA CACHE feierte im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale seine Weltpremiere und basiert auf der literarischen Vorlage des französischen Autors Christophe Boltanski.
Die nostalgische Komödie spielt in Paris im Mai 1968. Ein neunjähriger Junge kommt in der Wohnung seiner exzentrischen Grosseltern und Onkel unter, während seine Eltern auf der Strasse protestieren. Als ein illustrer Gast in der Wohnung Zuflucht sucht, kommen nach und nach lange verschwiegene Familiengeheimnisse ans Licht.
Der 2024 verstorbene französische Schauspieler Michel Blanc brilliert in seiner letzten Rolle als liebevoller Grossvater der verschrobenen Familie. In der Rolle seiner Frau ist die renommierte Theater- und Filmschauspielerin Dominique Reymond zu sehen. Liliane Rovere – bekannt aus den Erfolgsserien Serien CALL MY AGENT oder EMILY IN PARIS – spielt die russischstämmige Matriarchin der Familie.
Lionel Baier hat sich im Laufe seiner Karriere als Regisseur von europäischem Format etabliert, dessen Filme regelmässig für grosse internationale Festivals selektioniert werden. So lief etwa LA VANITÉ (2015) in der ACID Cannes, ONDES DE CHOC – PRÉNOM: MATHIEU (2018) an der Berlinale oder LA DÉRIVE DES CONTINENTS (AU SUD) 2022 in der Quinzaine des Réalisateurs Cannes.
LA CACHE wurde von Bande à part Films, Lausanne (Agnieszka Ramu) mit Red Lion Luxemburg und Les Films du Poisson, Frankreich sowie RTS und SRG SSR produziert. Der Weltvertrieb liegt beim Pariser World Sales MK2 Films. LA CACHE wurde in rund 10 Territorien weltweit verkauft. In der Westschweiz und in Frankreich haben ihn bereits über 170'000 Zuschauer:innen im Kino gesehen.
LA CACHE läuft am Locarno Film Festival im Panorama Suisse (12. August, 11 Uhr, Palexpo FEVI).
HANAMI: eine stille, eindringliche Coming-of-Age-Geschichte
Regisseurin Denise Fernandes präsentierte letztes Jahr ihr Langfilm-Debüt HANAMI als Weltpremiere im Wettbewerb Cineasti del Presente in Locarno. Sie wurde mit dem Preis als «Best Emerging Director» ausgezeichnet und erhielt eine lobende Erwähnung für ihren Debütfilm. Die Tessiner Regisseurin hat einen kapverdischen Background und drehte HANAMI, wie schon ihren Kurzfilm NHA MILA, der 2020 in Locarno lief, auf den kapverdischen Inseln.
HANAMI erzählt die Geschichte von Nana, die von ihrer Mutter Nia als Baby auf einer abgelegenen Vulkaninsel zurückgelassen wurde. Als Nana hohes Fieber bekommt, wird sie zur Behandlung an den Fuss eines Vulkans geschickt. Dort begegnet sie einer Welt zwischen Traum und Wirklichkeit. Jahre später, als Nana ein Teenager ist, kehrt Nia zurück.
Im Laufe seiner erfolgreichen Karriere mit 40 Festivalteilnahmen rund um den Globus heimste der Film zahlreiche weitere Auszeichnungen ein – unter anderem den «Ingmar Bergman International Debut Award» des Göteborg Film Festival, den Roger Ebert Award des Chicago Film Festival oder den Preis für Besten Spielfilm am IndieLisboa.
Der Film wurde von der Genfer Produktionsfirma Alina film (Eugenia Mumenthaler, David Epiney) in Koproduktion mit der portugiesischen Firma O Som e a Fúria, der Tessiner ventura film und RSI Radiotelevisione svizzera produziert. Der Weltvertrieb liegt beim spanischen World Sales MoreThan Films, der HANAMI an Verleiher unter anderem in Brasilien, Frankreich, Schweden und Deutschland verkaufen konnte.
SWISS FILMS unterstützt Oscar-Kampagne
Die Promotionsagentur SWISS FILMS koordiniert im Auftrag des Bundesamts für Kultur (BAK) das Auswahlverfahren des offiziellen Schweizer Beitrags für die Kategorie International Feature Film der Academy Awards® und unterstützt die Promotionskampagne der Schweizer Auswahl finanziell und kommunikativ.
Die Shortlist mit 15 Filmen aus den verschiedenen Ländern, die für den Oscar-Kategorie «International Feature Film» eingereicht haben, wird von der AMPAS am 16. Dezember 2025 publiziert. Am 22. Januar 2026 folgt die Bekanntgabe der fünf nominierten Titel. Die Preisverleihung der 98. Academy Awards® (Oscars®) findet am 15. März 2026 in Los Angeles statt.
Kontakt SWISS FILMS:
Andreas Bühlmann, Head of Festivals & Markets
abuehlmann@swissfilms.ch
Begründungen der Auswahlkommission
HELDIN (LATE SHIFT) von Petra Volpe, Zodiac Pictures
Ein durch und durch fesselndes Drama, das in der unterbesetzten chirurgischen Abteilung eines Schweizer Krankenhauses spielt. Petra Volpe stellt die unermüdliche, aber überarbeitete Krankenschwester Flora (meisterhaft gespielt von Leonie Benesch) ins Zentrum ihres Films. Diese versucht während einer hektischen Spätschicht, alles unter Kontrolle zu halten. Eine bescheidene und engagierte Protagonistin wird zur Heldin in einem stressigen Arbeitsumfeld und zeigt damit eindrücklich auf, welchen unglaublichen Herausforderungen das Gesundheitspersonal weltweit jeden Tag (und jede Nacht) meistern muss.
LA CACHE von Lionel Baier, Bande à part Films
Ein seltene filmische Trouvaille: intellektuell scharfsinnig, emotional zugänglich und mit Humor gespickt. In LA CACHE untersucht Lionel Baier tiefgründige Themen wie Erinnerung, Familie und historisches Trauma. Die Verfilmung eines Romans von Christophe Boltanski wird von einem starken Ensemble getragen, darunter Michel Blanc in seiner letzten Rolle. Der Film ist geprägt von Baiers unverwechselbarer Handschrift – politisch und verspielt. Nie belehrend oder schwerfällig, regt er zum Nachdenken an, bleibt aber stets ein gefühlvolles cineastisches Vergnügen.
HANAMI von Denise Fernandes, Alina Film
HANAMI von Denise Fernandes ist ein poetisches und zutiefst menschliches Debüt; eine stille, eindringliche Coming-of-Age-Geschichte mit einem Hauch von magischem Realismus. Der Film spielt auf einer Insel und beschäftigt sich mit den Themen Migration und Identität. Dabei zeichnet er sich durch eine bemerkenswerte visuelle Sensibilität und emotionale Präzision aus. Ein rein cineastisches Statement, das von einer bemerkenswerten Meisterschaft in der Tonalität, räumlichen Darstellung und Storytelling zeugt. Mit seiner wunderbaren schauspielerischen Leistung und seiner eleganten Zurückhaltung ist HANAMI eine Entdeckung, die noch lange nach dem Abspann nachhallt.