Schweizer Kino ohne Heimbonus

Eine Langzeitstudie zum Kinomarkt

03.12.2024

Wie hat sich der europäische Kinomarkt entwickelt? Wer schaut sich in Europa Schweizer Filme an? Eine aktuell veröffentlichte Studie des European Audiovisual Observatory liefert Fakten und zeigt, dass Schweizer Filme gerne exportiert werden, es im heimischen Markt im europäischen Vergleich aber schwierig haben.

Die Langzeitstudie analysiert die Verbreitung von europäischen Filmen von 2014–2023 in europäischen Kinos. Sie zeichnet das Bild eines überhitzten europäischen Kino-Marktes: Immer mehr europäische Filme buhlen um ein immer kleiner werdendes Kinopublikum.

Europäischer Kinomarkt

Die Anzahl europäischer Filme in europäischen Kinos nimmt stetig zu. 2023 waren es 3’349 Produktionen – so viele wie nie zuvor. Sie erreichen jedoch ein immer geringeres Publikum. 2023 wurden noch 239 Millionen Eintritte gezählt. Das sind rund 32% weniger als in den Jahren vor der Pandemie (siehe Grafik oben). Entsprechend sinkt die Anzahl europäischer Blockbuster. Waren es 2019 noch 73 europäische Blockbuster, so sind es 2023 nur noch 41 Titel mit mehr als einer Million Eintritte. Unter diesen Toptiteln finden sich zahlreiche Familienfilme, vielfach Animationsfilme. Die stärksten europäischen Produktionsländer sind Frankreich, Deutschland und Italien. Die wichtigsten europäischen Kinomärkte sind Frankreich (28.8%), Deutschland (12%), gefolgt von der Türkei (11.2%), Italien (9.7%) und Spanien (7.9%). Der Schweizer Kinomarkt belegt Platz 12 und steuert 1.3% aller Eintritte in europäische Filme bei.

Schweizer Film: Gern exportiert, aber ohne Heimbonus?

Die Langzeitstudie zeigt zudem auf, dass gerade die grossen Filmnationen bevorzugt ihre eigenen Filme schauen. So gehen in Frankreich von 100 europäischen Kinoeintritten 87 Eintritte an eine französische Produktion und gerade mal 13 Eintritte an eine andere europäische Produktion.

Umgekehrt sieht es im Schweizer Kinomarkt aus, wo europäische Filme vor den heimischen Werken prozentual mehr Beachtung finden: Von 100 europäischen Eintritten gehen 20 an einen Schweizer Film und 80 Eintritte an einen europäischen Film. Schweizer Produktionen haben es schwer im Schweizer Kinomarkt. Nur in Österreich und Montenegro werden prozentual noch weniger nationale Werke konsumiert.

Ein anderes Bild ergibt sich, wenn die Exportbilanz des Schweizer Films betrachtet wird. Zwischen 2014 und 2023 wurden 51% aller Eintritte in Schweizer Filme im heimischen Markt erzielt, beachtliche 49% aber weltweit im Ausland generiert (Grafik 40). Gemessen an der Anzahl exportierter europäischer Filmtitel gehört die Schweiz damit zu den Top 8 Exportnationen Europas – vor Dänemark oder Italien. Zwischen 2014 und 2023 repräsentierten Schweizer Titel rund 3% aller europäischen Exporte. Sie erreichten aber weniger als 1% aller Eintritte in europäische Filme. (Grafik 38)

Diese Daten und Grafiken stammen aus der Studie «Theatrical distribution of European films across the globe 2014 – 2023» des European Audiovisual Observatory. Autor: Manuel Fioroni

Zur vollständigen Studie

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